Vom 16. September bis 11. Oktober fanden auf der Nehrener Burg in den Weihergärten archäologische Ausgrabungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Uni Tübingen in Zusammenarbeit mit dem RP Tübingen, Ref. Denkmalpflege statt. In vier Wochen haben sich 6-9 Studierende der Universität unter Leitung von Sören Frommer mit der Freilegung und Dokumentation der mittelalterlichen Anlage beschäftigt.
Die ersten Ergebnisse können sich sehen lassen: Der zentral auf der Kernburg platzierte, fast 10x10 m große Wohnturm war eine mit bescheidenen Mitteln errichtete Anlage, sogar auf Mörtel wurde weitgehend verzichtet. Vermutlich war der Turm über dem massiven Erdgeschoss ganz in Fachwerk errichtet, wobei die Gefache wohl mit Kalkbruchsteinen und "Lehmmörtel" ausgefüllt waren. Die zweischaligen Fundamente waren außen dick mit Lehm abgedichtet, damit kein Wasser ins Erdgeschoss und mögliche Kellerräume eindringen konnte. Neben dem Turm wurde ein quadratisches unterkellertes Nebengebäude ergraben, das vermutlich noch im Spätmittelalter abbrannte und nicht wieder aufgebaut wurde. Der Brandschutt wurde danach nach hinten in den Graben verklappt, der bis kurz zuvor wohl noch Wasser geführt hatte, danach aber trockengelegt wurde.
Eine Randbefestigung innerhalb des Grabens gab es wohl nicht, stattdessen dürften wohl leichte Buden, höchstens offene Ställe o.ä. an Rand zum Graben angenommen werden. Sehr spannend ist die Beobachtung, dass der auf der Kernburg zu Tage tretende Schiefer offenbar auf älteren Kulturschichten liegt und damit wohl erst im Vorfeld des Baus der spätmittelalterlichen Burg (ca. 2. Hälfte 13. bis 1. Hälfte 15. Jh.) von Hand aufgeschüttet wurde. Damit ist es durchaus denkbar, dass unter der spätmittelalterlichen Burg noch eine ältere Anlage liegt: tatsächlich treten im Bereich des Grabens auch ältere Keramikfunde auf, die nach bisheriger Kenntnis grob ins 8.-10. Jh. gehören dürften!
Beginn der Führungen auf der Kappel
An allen Samstagen der vier Grabungswochen lud das Kulturforum auf 15 Uhr zu Führungen über die Ausgrabungen ein. Am 12.10. wurde darüber hinaus bewirtet. Die anfangs kleinere Gruppe von Interessierten wuchs von Mal zu Mal, bis am letzten Samstag 75 Gäste gezählt wurden. Zum Glück machte sogar die Sonne mit, so dass wir einen rundum gelungenen Nachmittag zwischen Wissenschaft und Würstchen, zwischen Archäologie und (ganz frischem) Apfelmost genießen konnten.
...am Rande der Fundauslage
Einige Eindrücke von der letzten Führung: